Back Office-Konfigurationsregeln

Mit Back Office-Konfigurationsregeln können Regeln für die Fertigung definiert werden, welche für die Stücklisten- und Arbeitsplanelemente gelten, die in einen Fertigungsauftrag, beispielsweise für einen konfigurierten Artikel, eingeschlossen werden sollen. Die an Fertigungsstücklisten und Arbeitspläne angefügten Regeln liefern dem System die Information, wie gültige Konfigurationsspezifikationen für die Baugruppe zu interpretieren sind. So wird beispielsweise durch Regeln festgelegt, wie anhand von Werten für die Konfigurationsmerkmale des Produkts die richtigen Strukturkomponenten und Optionen ausgewählt werden.

Durch die Bewertung einer bestimmten Konfiguration werden die spezifischen Stücklisten- und Arbeitsplandaten ermittelt, die für die Fertigung des Artikels erforderlich sind. Mehrstufige Konfigurationsstücklisten (nähere Informationen enthält die Beschreibung zu Konfigurationsstücklisten), bei denen die konfigurierte Baugruppe andere konfigurierte Unterbaugruppen oder eingekaufte Komponenten umfasst, werden durch die Back Office-Regeln ebenfalls berücksichtigt. Die Konfigurationen für diese Komponenten werden entweder durch Vererbung der Merkmalswerte von der übergeordneten Baugruppe oder durch deren Ableitung aus den Regeln erstellt. Zur Bearbeitung und Ausführung der Auftragsliste, die sich aus der mehrstufigen Konfigurationsstückliste ergibt, kann die Dynamische Auftragsbearbeitung (DOP) eingesetzt werden.

Die Konfiguration von Back Office-Regeln kann an unterschiedliche Elemente der Struktur und Weiterleitung der Artikel gebunden sein, was die Auswahl und/oder Änderungen der folgenden hierarchischen Gliederung ermöglicht:

Stückliste
Alternative/Variantenstückliste
Konfigurationsstückliste/Komponenten
Arbeitsrichtlinie/Komponente

pfad
Arbeitsplan/Stücklistenalternative
Arbeitsgänge
Arbeitsrichtlinien/Arbeitsgang
Werkzeuge

Bei den Back Office-Regeln wird als Ausgangspunkt eine gültige Konfigurationsspezifikation vorausgesetzt, beispielsweise eine über IFS/Front Office eingegebene gültige Produktkonfiguration. Diese und andere berechnete oder während der Auflösung der Konfiguration abgeleiteten Werte können innerhalb der Back Office-Regeln verwendet werden.

Konfigurationsbedingungen und -aktionen

Die Anwendung ist in zwei verschiedene Typen von Regeln gegliedert: Bedingungen und Aktionen.

Eine Bedingung gestattet es dem Anwender, logische Ausdrücke zu definieren, mit deren Hilfe anhand bestimmter Konfigurationswerte oder -wertebereiche Auswahlkriterien bestimmt werden können. So können Bedingungen beispielsweise dazu verwendet werden, bestimmte Komponenten auf der Grundlage von Konfigurationswerten auszuwählen oder auszuschließen. Die Ausnahmen werden in Form einer Gleichung als Boolesche Logik ausgedrückt - ähnlich wie eine IF/THEN-Anweisung in der Programmierung. Stellt sich heraus, dass die Bedingung wahr (True) ist, so wird die mit der Regel verknüpfte Position ausgewählt. So kann beispielsweise ein Artikel "ROTE FARBE" in der Stückliste mit der Bedingung FARBE = ROT definiert werden, wobei FARBE ein Konfigurationsmerkmal bildet und ROT ein vorgegebener Optionswert für den Artikel ist. Wird in der Konfiguration ROT angegeben, so wird "ROTE FARBE" in die Stückliste aufgenommen. Auf Wunsch können außerdem verschiedene Bedingungen mithilfe von AND/OR-Operatoren und Klammern miteinander kombiniert werden, um komplexere Anweisungen wie "FARBE = ROT" AND "LÄNGE > 20" zu erstellen. Der Wert eines optionalen Merkmals kann auch mit dem Wert null verglichen werden. Beim Fehlen von Bedingungen wird die Position automatisch ausgewählt.

Eine Aktion gibt dem Anwender die Möglichkeit, Befehle zu definieren, damit während der Bewertung der Back Office-Regeln Daten bearbeitet werden können. Hierbei kann es sich um eine Änderung von Daten für den auszuwertenden Datensatz, das Hinzufügen zusätzlicher Datensätze oder die Definition von Merkmalen handeln, die in nachfolgenden Verarbeitungsschritten verwendet werden sollen. So kann beispielsweise die Menge pro Baugruppe für eine Komponente auf der Grundlage von Werten in der Konfiguration oder mithilfe einer Formeldefinition festgelegt werden.

Aktionen können immer dann durchgeführt werden, wenn der ihnen zugeordnete Datensatz eingeschlossen ist, d.h. wenn die Bedingungen wahr sind. Die folgenden Aktionstypen können als Teil von Back Office-Regeln definiert werden:

Aktionstyp Bezeichnung
Setzen Gestattet es, den Attributwert für den bewerteten Datensatz zu ändern. Wenn beispielsweise eine Komponente auf der Grundlage der Konfiguration ausgewählt wird, kann die Menge pro Baugruppe durch eine Setzen-Aktion anhand der Werte in der Konfiguration geändert werden. Durch diese Aktion wird der Standardwert für die Menge pro Baugruppe im Datensatz überschrieben. Das System gibt eine Liste gültiger Attribute aus, die abhängig vom Typ des mit der Regel verknüpften Stücklisten- oder Arbeitsplanelements festgelegt werden können.
Vereinbaren Gestattet es, einen Wert für ein während der Regelbewertung abgeleitetes Konfigurationsmerkmal festzulegen. Dieser Aktionstyp kann zu mehreren unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden: - Zur Festlegung eines Merkmals, das als temporäre Variable für eine weitere Bewertung einer Back Office-Regel verwendet wird. - Zur Ableitung eines Merkmals für eine konfigurierte Komponente oder Unterbaugruppe, das nicht von der übergeordneten Baugruppe vererbt, sondern aus deren Werten abgeleitet wurde. - Zum vorübergehenden Überschreiben eines Wertes in der Konfigurationsspezifikation der übergeordneten Baugruppe, ohne dass die für den übergeordneten Auftrag gespeicherten Konfigurationsregeln dauerhaft geändert werden. So kann beispielsweise die Genauigkeit eines Wertes im Auftrag temporär von 10,05 auf 10 gesenkt werden, damit die Back Office-Regeln weiter bewertet werden können.
Einfügen Gestattet es, durch Programmierung neue Datensätze zu erstellen, die in der Stückliste oder im Arbeitsplan noch nicht definiert wurden. Für die Aktion "Einfügen" müssen Werte für alle obligatorischen sowie alle anderen gewünschten Attribute des Datensatzes festgelegt werden. Es gibt fünf verschiedene Arten von Datensätzen, die über eine Einfügen-Aktion erstellt werden können: Stücklistenkomponente, Stücklisten-Arbeitsrichtlinien, Arbeitsplanfunktionen, Arbeitsplan-Arbeitsgänge und Arbeitsrichtlinien.

Eine Aktion "Einfügen" wird innerhalb der Stücklisten- oder Arbeitsplanhierarchie mit einem bestimmten Datensatztyp verknüpft. "Einfügen" ist gewöhnlich für Datensätze gleichen Typs oder für untergeordnete Datensätze des betreffenden Datensatzes zulässig. Im Kontext einer Stücklistenkomponente können beispielsweise Regeln definiert werden, um eine Arbeitsrichtlinie für die Komponenten oder eine zusätzliche Komponente einzufügen.

Bei der Arbeit mit Bedingungen und Aktionen kann auf eine Vielzahl von Datenwerten zugegriffen werden, die für die Variantenfamilie relevant sind. Folgende Datenwerte können bei der Definition von Back Office-Regeln verwendet werden:

Datenwert Beschreibung
Merkmalswert Werte aus der bewerteten Konfiguration, entweder vorgegebene Optionen oder variable Werte. Bedingungen, die auf optionale Merkmale verweisen, werden als falsch (False) bewertet, wenn sich das betreffende Merkmal nicht in der Konfiguration befindet. Neben den in der bewerteten Produktkonfiguration definierten Merkmalen können während der Bewertung über die Aktion ANGEMELDET beliebige zusätzliche Familienmerkmale angegeben werden.
Merkmalsmenge Für Konfigurationsmerkmale mit einer Mengenangabe (weitere Informationen enthält die Beschreibung zum Attribut „Konfigurationsmerkmal (Variantendefinition)“, Pflichtmenge).
Wert Vom Anwender definierte konstante Werte.
Formel Durch Formeldefinitionen berechnete Werte. In der Formel werden normalerweise andere Werte bei der Berechnung des zurückgegebenen Werts verwendet.
Kombination Aus einer Kombinationstabelle zurückgegebene Werte. Bei der Kombinationstabelle werden in der Regel zusätzliche Werte zum Bestimmen des zurückgegebenen Werts aus Auszifferungskombinationen verwendet.

Wenn eine Konfigurationsspezifikation bewertet wird, werden die Back Office-Regeln in der Konfigurationsstückliste Stufe für Stufe verarbeitet. Dabei finden folgende Vorgänge statt:

  1. Zuerst werden Alternativ-Arbeitspläne für den Artikel bewertet. Für den ersten ausgewählten Alternativ-Arbeitsplan wird jeder Arbeitsgang bewertet. Für jeden ausgewählten Arbeitsgang werden alle Arbeitsrichtlinien und Arbeitsgangwerkzeuge bewertet.
  2. Nach der Bewertung der Arbeitsgänge werden die alternativen Konfigurationsstücklisten bewertet. Für die erste ausgewählte Stücklistenalternative wird jede Stücklistenkomponente bewertet. Für jede ausgewählte Stücklistenkomponente werden alle Arbeitsrichtlinien bewertet.
  3. Wenn schließlich alle ausgewählten gefertigten Komponenten konfiguriert werden, werden diese auf der nächsten Stufe der Stückliste - beginnend mit der ersten ausgewählten Komponente - wie in den beiden vorherigen Schritten bewertet. Dabei handelt es sich um den Vorgang, der bei mehrstufigen Konfigurationen stattfindet.

(Weitere Informationen zu Konfigurationsmerkmalen, Konfigurationsformeln und Konfigurationsfamilien finden Sie unter Konfiguration.)